Die Wellen kannst du nicht aufhalten. Du stehst an der Brandung und spürst den feinen Sprühnebel auf deiner Haut. Trotzig stemmst du dich dem Wind entgegen. Du gräbst die Hände tiefer in die Taschen und grinst das zornige Meer an. Komm schon!
Woge für Woge hämmert gegen die Küste. Das Grollen der Tiefe ist laut.
Wie ein Traumbild verschwindet die Realität im Dunst. Schweigend teilst du mit dem Meer Sorgen und Freude. Und spazierst weiter. Im Zwiegespräch mit Poseidon.
Von Poseidon besiegt
Poseidon ist unberechenbar und ungestüm. Du fürchtest den zornigen Bruder von Zeus und gleichzeitig brauchst du ihn. Sein Meer vermag dir Lektionen zu erteilen. Wenn seine Wellen brüllen, wirst du zum Nichts.

Das Geschrei des Alltags ist in den vergangenen Jahren lauter geworden. Immer schneller. Immer mehr. Du suchst das Weite. Und suchst die Weite.
Wechselnde Wogen ziehen an dir. Das matte Grau leuchtet. Poseidons Emotionen sind stärker als deine.
Und dann bezwingt er dich.

Der Ozean kennt keine Ruhe. Du gehst weiter und erfreust dich daran. Das Meer lebt. Dir wird wieder bewusst, dass du lebst.
Meerweh
Gestärkt kehrst du in deinen Alltag zurück. Dein Kopf ist wieder frei und du siehst klarer.
Und irgendwann blickst du wieder öfter auf dein Smartphone. Du blätterst dich durch Bilder von Wellen und Strand. Je unruhiger du wirst, desto häufiger gefällt dir wilde Gischt. Der Hashtag Meerweh jagt dich auf eine Gedankenreise.

Du erkennst den Geruch. Du hast den Geschmack des Salzes auf den Lippen. Du spürst den Seewind, der das Wasser vor sich hertreibt. Und hörst, wie es am Strand ausrollt.
Ohne körperlich gereist zu sein bist du wieder hier. Und Poseidon begrüßt dich wie einen alten Freund.

Zum heutigen Text inspirierte mich ein Zwiegespräch zweier Leserinnen im Kommentarstrang unter dem Beitrag ➡ Urlaub in Dänemark. Ich blätterte in diversen virtuellen Fotoalben und schmökerte in den Texten und Kommentaren unter den Bildern. Wie so oft tat ich das, ohne sichtbare Zeichen zu hinterlassen. Schweigen als Respekt. Ich reagiere lieber hier. Schließlich stieß ich auf die Fotos von ➡ Rudolf Baumhoff. Mit seiner Erlaubnis darf ich heute zeigen, was er unter Poseidon´s Speech versteht. Was auch immer er mit dem Meeresgott zu besprechen hat, ich denke, es ist ein gutes Gespräch.

Vielen herzlichen Dank,

19 Kommentare
Marlies Wolf
21. Oktober 2020 at 14:16Gerade so liebe ich die Nordsee, aufbrausen, tosend. Dann zeigt sie mir, wie klein ich bin, mit meinen Sorgen und Ängsten, ich lasse mich durchpusten, benebeln und fühle mich danach frei, wie neu geboren. So liebe ich es. Ja, in den Momenten habe ich das Gefühl, das Meer spricht mit uns. Danke für die Bilder und Deine Gedanken dazu.
Meermond
23. Oktober 2020 at 12:18Liebe Marlies, ich freue mich, dass dieser Beitrag dir so gefällt. Und danke, dass du mich das wissen lässt! Schönes Wochenende
Angela
19. Oktober 2020 at 22:56Wunderschöne Bilder und die Bezeichnung „ Poseidons Sprache“ für diese gewaltigen Wellen ist einfach genial! Kombination von Bildern und Text perfekt!
Meermond
23. Oktober 2020 at 12:19Vielen Dank für das Kompliment, liebe Angela!
freiedenkerin
19. Oktober 2020 at 21:55Was für Bilder! Wow! Ich habe jetzt das Donnern der Wellen und den salzigen Meeresgeschmack im Ohr und auf der Zunge.
Meermond
23. Oktober 2020 at 12:19Das freut mich sehr! Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
Stella, oh, Stella
19. Oktober 2020 at 20:39Das sind ja imponierende Wellen und Gischt, hold da helt op!
Meermond
23. Oktober 2020 at 12:19Ja, das dachte ich mir auch, als ich darüber stolperte!
Jutta
19. Oktober 2020 at 20:33Genau so war es im September. Ich war dort…. Jutta.
Meermond
23. Oktober 2020 at 12:20Das hat dir sicherlich gut getan!
Rudolf
19. Oktober 2020 at 18:49Ich freue mich wirklich sehr, dass Du meine Bilder in Deinem Beitrag verwendet hast. Dein toller Text beschreibt so gut, was man empfindet, wenn man diese Naturgewalten hautnah erlebt. Nochmals Danke dass ich hier ein Teil sein konnte. Liebe Grüße Rudolf
Meermond
23. Oktober 2020 at 12:21Lieber Rudolf, ich bedanke mich ebenso. Manchmal passt es einfach 🙂 Liebe Grüße, Marion
Christine
19. Oktober 2020 at 14:16Ach ja..so ist es! Meine ganze Sehnsucht und Liebe gilt dem Meer. Ich könnte immer da sein. Hier fühle ich mich wie ein Mensch. Liebe Grüße Christine
Meermond
19. Oktober 2020 at 15:50Vielleicht gelingt es dir, dich etwas öfter auf Gedankenreise zu begeben. Positive Gedanken sind wichtig und bewirken so viel!
Meermond
23. Oktober 2020 at 12:20Dann hoffe ich, dass du dich noch recht oft als Mensch fühlen kannst <3
Claus Hübner
19. Oktober 2020 at 12:27Meinen Glückwunsch zu dem Text, er zeigt aus meiner Sicht wieder haargenau, wie es ist und was viele von meinen Bekannten auch fühlen. Dann die hervorragenden Fotos von Herrn Baumhoff dazu, besser geht nicht. Auch meinen Glückwunsch an Herrn Baumhoff zu solchen Fotos, einfach klasse!
Meermond
19. Oktober 2020 at 12:42Es freut mich, wieder einmal deinen Geschmack getroffen zu haben. Ich hoffe, Hr. Baumhoff liest auch Kommentare!
Alexandra Hesse
19. Oktober 2020 at 12:26Und wieder einmal aus der Seele gesprochen, danke dafür
Meermond
19. Oktober 2020 at 12:41Ich habe nur aufgeschrieben, was ich da draußen aufgesammelt habe 😉