Leben in Dänemark,  Umzug nach Dänemark

Novemberig

Nebelmond. Schlachtmond. Trauermonat. Windmond.

Grau. Feucht. Kalt. Ungemütlich.

November.

Der November gehört nicht gerade zu Rotfraus Lieblingsmonaten. Er folgt dem Februar – in dem das einzige Highlight der Geburtstag des wundervollen großen schwarzen Manns ist – auf dem zweiten Platz der  Liste der persönlichen „Blödmonate“. „Helau“, mag der eine oder andere rufen, „warum führt der Februar vor dem November? Da ist doch Fasching!“ Weil Fasching die oberblödste Krönung des oberblödsten Monats von allen ist. Tätäääääää!

Der November ist tatsächlich das, was die alten Bezeichnungen bzw. Synonyme umschreiben: neblig, trist und deprimierend. Der bunte, leuchtende Oktober hat die so fein raschelnden Blätter mitgenommen und nun recken sich erschreckend spindeldürre Äste in den trostlosen Himmel. Im November erscheinen mir alle Bäume irgendwie dürr und knorrig. Während man sich im Oktober noch über so manche freundliche und farbenfrohe Tage freuen kann, werden über selbige nur wenige Wochen später ein dicker Nebelmantel und schier endloser Dauerregen gestüplt. Entweder Regen oder Nebel. Die Tage werden merklich kürzer, die Schuhe schmiegen sich boshaft nasskalt an die sich wieder in Erinnerung bringenden Eisfüße und die Naturkrause geht entsetzt in Habachtstellung. Keiner will mehr so richtig gerne rausgehen, auch nicht die ganz Kleinen. Erste Erkältungswellen werfen die der Wärme nachtrauernden Menschen zu Boden und leichtfluffige Italogerichte weichen der fettäugigen Hühnersuppe oder dem deftigen Eintopf. Statt Blumen sprießt Grabschmuck und ein Trauertag jagt den anderen. Ein allmächtiges Memento Mori drückt die erneut dunkel gewandeten Menschen in die im Winter oft eingenommene Bückhaltung.

Kurzer Einschub, weil gerade passend: An dieser Stelle möchte die große rote Frau einmal ganz laut und extrem zornig in die weite Welt hinaus rufen, dass sie in diesem Herbst sowohl in Deutschland als auch in Dänemark vergeblich nach einem schönen UND sehr warmen Daunenwintermantel (also bitte auch lang!) in der Farbe ROT (nein, nicht winterlich-lilafarbenes Brombeere oder Himbeer oder gar Kreischpink) gesucht hat und schon wieder auf ein (übrigens sehr warmes und sehr schönes) Modell in Dunkelblau (zur Auswahl stand noch Schwarz, Braungrau oder ein schauderhaftes Olivgrün) zurückgreifen musste. Ich will bitte SEHR WARM + SCHÖN + HELLE LEUCHTEFARBE (Ach nicht doch, bitte: Kein Weiß, bin ja schließlich kein Schneehase in Tarnkleidung)! Warum darf man im Winter keinen weinroten / Hein–Z-Ketchup-roten Mantel tragen? Warum nur „gedeckte“ Farben? Ach könnte ich doch bloß nähen! Einschub Ende.

November. Warum nur präsentierst du dich so unsympathisch, dass man sich wünscht, der Winter möge endlich kommen und den ewigen Dauerregen in fluffigen Schnee verwandeln? Schnee sorgt für Chaos und Arbeit, aber immer, wenn es schneit, ist die Welt so zauberhaft still. Flauschig aussehende Kristalle schlucken sowohl Dreck als auch Lärm. Alles wird ruhig und leise. Die dunklen Nächte sind klar und kalt, weihnachtliche Beleuchtung – es sei denn, sie blinkt strohdämlich in allen Farben des Orients – sorgt für festliche Stimmung. Das nahende Weihnachtfest vermag die eine oder andere niedergeschlagene Stimmung in kindliche Vorfreude zu verwandeln. Der Dezember ist viel schöner als der November. Obwohl nach dem Dezember ein meist knackigkalter Januar folgt, den man eigentlich nur aufgrund des leider nur manchmal vorzufindenden Knirscheschnees im Strahlesonnenschein ertragen kann, freut man sich im November irgendwie auf den Winter. Und die Krönung des allgemein eher ungeliebten Winters ist dann der Februar… 🙁

Der Winter braucht ein Weihnachtsfest und Silvester, damit man ihn überhaupt ertragen kann. Der Winter braucht einen Monat wie den November, damit man sich auf ihn einstellen und ihn beinahe herbeisehnen kann. Eigentlich schon ziemlich selbstlos, der November!

Ein ganzer Monat gestaltet sich freiwillig schauderhaft, damit wir Menchen uns auf die noch viel ungemütlicheren Wintermonate zu „freuen“ beginnen. Danke, lieber November. Und übrigens riecht Nebel sehr gut. Eigentlich mag ich Nebel, wenn er so wollig aus den Feldern und Wäldern hervorzusteigen beginnt. Aber der hartnäckigen, grauen Hochnebelsuppe oder der ewigen Regnerei kann ich bedauerlicherweise gar nichts abgewinnen! Offenbar machst deinen Job dieses Jahr besonders gut, lieber November, denn ich freue mich tatsächlich schon auf den Winter.

Aber wieso nur gibt es den Februar? Und wenn er schon gerne so kurz sein will, warum nicht dann bloß 5 Tage? Reichte mir vollkommen! Vielleicht weiß ich im Februar, warum ich mich über ihn freuen soll. Wir werden sehen…

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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