Leben in Dänemark,  Reiseland Dänemark

Der Sommer geht

Det var en usædvanlig sommer det år. Ich antworte nicht, sondern blicke weiterhin schweigend auf das Leben unter uns. Nach mehreren Regentagen ist es endlich wieder ein wenig wärmer geworden und die Sonne hüllt uns in wohlige Wärme. Meine Freundin und ich haben uns am Rand der hohen Dünen bei Løkken niedergelassen und machen ein kleines Picknick. Ich trinke einen Schluck Kaffee und starre in die Weite. „Ikke?„, hakt Trine nach. Es fällt mir schwer, mich von meinen deutschsprachigen Gedanken zu lösen und wieder auf ein dänisches Gespräch umzuschalten.

Stimmt, es war wirklich ein ungewöhnlicher Sommer dieses Jahr. Sehr merkwürdig und ereignisreich, um genau zu sein. Ich denke an das Wiedererwachen nach der zermürbenden Coronastarre, an unseren Ausnahmeurlaub in einem total leeren Norwegen, an die proppevollen Strände in Nordjütland … „Hallo, er her nogen?“ Aber ja doch, da ist jemand.

Zwar nicht mehr so viele, wie noch vor zwei Wochen, aber immerhin. Ich erinnere mich an einen Badeausflug in Tornby.

Tornby Strand im August 2020 auf der „ruhigeren“ Seite

Im Sommer 2020

Das Meer liegt kraftlos in der Bucht. Die Wellen schaffen es kaum bis ans Ufer. Keine Gischt, kein Leben. Das hat sich an den Strand verlagert, der voller Menschen und Autos ist. Nicht wenige finden die Situation am Strand furchtbar, doch mangels Badealternativen im Binnenland drängen die Einheimischen ebenfalls an die Küste. Die meisten Dänen verbringen ihre Sommerferien 2020 im eigenen Land und das Parken ist im Ferienhausgebiet entweder verboten oder nicht möglich. Wir meiden daher die Touristenmagneten Blokhus und Løkken und glauben, weiter im Norden eine Chance auf Abkühlung zu bekommen. Wir fahren nach Tornby. Zuerst biegen wir an der Strandeinfahrt links ab, stehen aber bereits nach wenigen Metern eingeschlossen in einer Menschenblechmenge. Die Autos parken in drei Reihen und es gibt nur eine schmale Gasse zum Fahren. Überall liegen, laufen und sonnenbaden Menschen! Darüber hinaus ist der Weg aufgrund eines Eiswagens blockiert und andere Autos brummen geduldig einer Weiterfahrt entgegen. Wir fahren rückwarts wieder hinaus, um dann die andere Seite in Richtung Hirtshals zu versuchen. Wir müssen bis ans Ende des befahrbaren Strandabschnitts fahren und finden dort nur noch einen klitzekleinen Parkplatz.

Wahnsinn!

Die Menschen haben ihre Klappstühle zwischen den Autos aufgebaut und breiten ihre Decken vor den Motorhauben aus. „Mama, das ist ja furchtbar hier“, bemerkt mein kleiner Junge. Er schlägt vor, einen anderen Strand zu suchen. Aber es ist heiß und alle Strände sind dieses Jahr voll. Zu voll.

Wir verbringen einen eher trägen Tag am schlappen Meer. Ohne das von uns so geliebte Wellenhüpfen, dafür mit dreimal Eis vom Eisauto.

Alles drängt nach Abkühlung.

Die Sache mit Corona

Seit Mitte August sind die dänischen Sommerferien vorbei, doch die Erschöpfung der beklemmenden Coronazeit steckt vielen noch in den Knochen. Ausländische Autokennzeichen werden seltener. Und doch erhalte ich immer wieder Nachrichten, die voller Verunsicherung und Unruhe sind.

Warum gibt es bei euch keine Maskenpflicht? Es ist total voll hier!

Abstand hält hier auch keiner ein!

Dieses Jahr ist nicht wie andere. Die ersten Länder schließen ihre Grenzen für Touristen bereits wieder und das Bangen um den gebuchten Urlaub beginnt von Neuem. Wer weiß, was noch auf uns zukommen wird! Wir nutzen daher jetzt jeden Sonnentag, um uns von unseren Schul- und Arbeitstagen am Meer zu erholen. Schließlich geht der Sommer schon in die Knie und der Herbst erhebt sich.

Ist das herrlich, wieder Normalität erleben zu dürfen!

Ja, das ist es wirklich. Und ich hoffe, dass uns unsere Normalität so weit wie möglich erhalten bleibt.

Die Feriengäste freuen sich, ohne Masken und Einschränkungen herumlaufen zu können. Und ich freue mich, dass Nordjütland sich wieder zu leeren beginnt. Weite. Leere. Kühle. Brausende Nordsee. Das ist meine Normalität.

Løkken im Spätsommer

Trine hat es inzwischen aufgegeben, mit mir plaudern zu wollen. Was gibt es schon zu sagen?

Wir packen unsere Sachen zusammen und gehen hinunter an den Strand.

Genießt den Spätsommer!

Lesetipp:

https://meermond.de/wandern-in-daenemark-natur-hautnah-erleben/
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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

13 Comments

  • Steffi

    Herzlichen Dank für diesen tollen Blog und die immer wieder Teilhabe an eurem Leben und Alltag :-).
    Wir sind aus Baden-Württemberg und verbringen seit vielen Jahren immer die letzten beiden August-/ und die erste Septemberwoche in DK. Darüber sind wir sehr froh!
    Die Strandbilder von Tornby sehen nicht wirklich entspannt aus. Aber irgendwie ist es auch verständlich, dass es alle an den Strand und in die Sonne gezogen hat.
    Wir sind seit einer knappen Woche wieder hier – davor haben wir drei Wochen in Houvig verbracht. In der ersten Woche war am Strand etwas mehr los, in den beiden anderen Wochen konnte man die Strandbesucher zählen. Ich finde, dass mit dem September auch immer wieder ein „Touristenwandel“ kommt.
    In fast allen Bundesländern hat dann die Schule wieder begonnen – die Strandmuscheln werden deutlich weniger und der Sand atmet auf ;-).
    Unsere Entdeckung in diesem Sommer ist der kleine Ort Fjaltring. Die Küste ist hier noch einmal ganz anders, die Nordsee zeigt sich wilder und die Sonnenuntergänge sind traumhaft.
    Habt eine gute Zeit und liebe Grüße aus dem Schwarzwald 🙂

    • Meermond

      Selv tak, liebe Steffi!
      Ich gebe dir recht, im Herbst sind andere Touristen hier als im Sommer. Aber das ist ja auch logisch, können ab dann nur kinderlose oder ältere Menschen reisen 😉
      Fjaltring kenne ich nicht. Muss ich glatt mal nachsehen gehen!
      Ich wünsche dir noch viele schöne Urlaube und sende dir die herzlichsten Grüße, Marion

  • Margit

    Danke?wir sind noch eine Woche hier?? …und finden auch Dank deinem Blog immer wieder neue schöne Eckchen.
    Diesjährige Empfehlung Fosdalen …Grønnestrand und Kærsgård Strand

  • Jabot

    Deshalb fahren wir erst Ende August aus BW nach Dänemark ?
    Seit gestern genießen wir wieder die dänische Ruhe am Strand von Blokhus und gerne auch noch weiter oben bis nach Hirtshals.

  • Angela

    Die Tornby Strandbilder sind ja schon Horror und absolut nicht das, was ich mit Dänemark verbinde: Einsamkeit, Weite, Ruhe etc.
    Unsere letzten zwei Wochen in Dänemark hingegen waren perfekt. An den ersten Tagen, an denen es sehr heiß war, hatten wir die Strände (zwischen Klitmøller und Hanstholm, sowie in Vigsø) fast für uns allein und auf unseren Wanderungen ( Nordthy, Limfjord und Bulbjerg) die anschließenden Tage, konnten wir die Menschen, denen wir begegnet sind, an einer Hand abzählen.Das waren die einzigen zwei Wochen in diesem Jahr, in denen ich von Corona gar nichts mitbekommen habe!
    Jetzt musste ich mich erst wieder an meine Maske gewöhnen,aber lasst uns optimistisch sein!!!

    • Meermond

      Was du als Horror bezeichnest, war entlang vieler Strände in diesem Sommer. Aber ich kann jeden einzelnen Badegast verstehen. Jeder wollte ans Meer, wir ja auch 😉
      Einsamkeit und Weite sind schwindende Güter auf dieser Erde. Das ist leider Tatsache und es wird immer seltener gelingen, sie zu finden.
      Optimismus gefällt mir. Da mache ich gerne mit. Liebe Grüße

  • Ingride Mateen

    Ich finde sehr schön zu lesen wie du den Sommer 2020 erlebt hast und beschreibst! Ich wollte Mitte März nach Dänemark, das verschob sich dann bis Mitte Juni. Ich freute mich und hatte auch ein wenig Sorge: Wie wirst du wieder aufgenommen mach dieser gefühlt sehr langen Zeit! Mit wieder Grenzkontrollen die mich erinnerten an alte Zeit. Doch ich bekam ein herzliches Willkommenund war von Angst befreit! Ich habe die Zeit dann sehr genossen aus 10 Tagen wurden 20! Fuhr weiter hoch an Jütlands Nordseeküste und je weiter ich hochkant umso schöner fand ich die Küste dann! Bis Langenuse bin ich gekommen. Zur Zeit überleg ich gerade ob ich jetzt weiter in den Norden starte, der mich jetzt wirklich reizt!!! Was ich gefühlt in 3 Wochen erfahren habe: Die Angst vor Corvid 19 ist hierzulande Grösser! Doch Angst ist nicht das was wirklich hilft. Lernen damit umzugehen und sich selbstverantwortlich verhalten dann geht es auch mit Zuversicht!

    • Meermond

      Langenuse kenne ich nicht. Kannst du etwa beschreiben, wo das ist? In G***Maps fand ich es auch nicht. Mystisch 😉
      Angst hilft uns wirklich nicht, da hast du recht. Aber Besonnenheit. Und auf die hoffe ich sehr. Liebe Grüße

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