Leben in Dänemark

Nordjütland – meine Heimat

Es dauert eine Weile, bis du weißt, wo du hingehörst! Ja, das stimmt. Nach einem Umzug in ein neues Land dauert es lange, bis man das Gefühl der Heimatlosigkeit überwunden hat. Über ein Auswandern nach Dänemark kann man hier bei Meermond sehr viel erfahren und sich auf viele Dinge vorbereiten. Dennoch erlebt es jeder Mensch anders! Ich haderte lange mit dem Gefühl, eben nicht zu wissen, was meine Heimat ist. In wenigen Tagen jährt sich mein Umzug nach Dänemark zum siebten Mal. Die vergangenen Jahre haben mein Leben bereichert. Und mir mehr Antworten gegeben, als ich Fragen hatte.

Die ersten Monate nach dem Umzug erlebte ich wie im Rausch. Innere Euphorie und großer Stolz trösteten über jeden Abschiedsschmerz hinweg. Darüber hinaus lenkten die vielen neuen Aufgaben davon ab, überhaupt Sehnsucht auszubilden. Ich hatte einen Platz im neuen Land zu finden.

Das „Wir haben es geschafft!“ hob auch die schlechteste Laune an und gab unglaubliche Kraft. Schnell fühlte ich mich angekommen und zu Hause. Doch irgendwann war er da: der Realitätsschock. Keine Euphorie mehr, kein Adrenalin. Die Erinnerung an das alte Leben kam immer häufiger zurück. Und irgendwann konnte ich gar kein Gefühl für Heimat mehr empfinden. Wo war diese? Hier nicht, doch dort auch nicht mehr.

Auswandern nach Dänemark – ein Weg in eine neue Heimat.

Was ist Heimat?

Mit dem Begriff Heimat verbindet man im Allgemeinen den Ort, wo ein Mensch geboren wurde. Durch frühe soziale Bindungen wird man im Wesen und Handeln geprägt. Heimat gibt uns einen Rahmen, innerhalb dessen wir uns bewegen, uns wohlfühlen und mit dem wir uns identifizieren können. Der Heimatbegriff ist eher positiv geprägt.

Doch muss das nicht unbedingt bedeuten, dass eine Heimat sich nicht ändern kann! Je länger man an einem Ort bleibt und je mehr man sich damit auseinandersetzt, umso stärker wird die emotionale Bindung an ihn. Umgekehrt können sich bestehende Heimatgefühle nach langer Abwesenheit abschwächen.

Lange und immer wieder quälte mich die Frage, was denn meine wahre Heimat sei. ➡ Dänemark oder Deutschland? Und als ich Nordjütland als meine Heimat zu bezeichnen begonnen hatte, kam Corona. Getrieben vom fast zwei Jahre dauernden Trennungsschmerz aufgrund geschlossener Grenzen und bestehender Reisebegrenzungen wollte ich nur noch raus aus Dänemark. Ich ertrug weder den Wind, noch wollte ich das Meer und noch weniger konnte ich Meermond mit Dänemark füllen. Ich wollte endlich nach Hause! Heim nach Regensburg! Im Juli jagten wir mit den erneut steigenden Infektionszahlen um die Wette zurück in die alte Heimat – und fanden sie nicht mehr.

Mit diesem Foto verabschiedete ich mich im September 2014 von meiner Heimatstadt Regensburg.

Nordjütland – meine Heimat

Die vergangenen sieben Jahre haben mich viel gelehrt. Ich habe viel erlebt und noch mehr gesehen. Ein Leben im Ausland verändert. Die Zeit in Regensburg war unvergesslich. Sie war unglaublich wichtig und sie wird es jedes Mal wieder sein. Doch jetzt weiß ich wieder, dass ich schon lange losgelassen hatte. Ich hatte es nur wegen Corona vergessen.

Die wunderschönste Stadt der Welt ist nicht mehr meine Heimat. Mein Herz gehört den Menschen, die dort leben. Sie sind auch in Nordjütland bei mir. Meiner Heimat.

Wild.

Dunkel.

Frühling in Dänemark - Abendstimmung Ferienhaus Dünen

Frisch.

Marion hüpfend im Rapsfeld

Überwältigend.

Harsch.

Frühling in Dänemark - Heide und Dünen mit Kiefer

Zauberhaft.

Rebild Bakker blühende Heide

Hyggelig.

Djursland Ørnbjerg Mølle

Herzliche Grüße aus Nordjütland,

Marion


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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

19 Comments

  • Stretchfolie

    Hallo, vielen Dank für die schönen Impressionen! Geht es nach den Bildern, muss ein Umzug nach Dänemark einfach traumhaft sein! LG

  • Sandra

    Hallo Marion,
    vielen Dank für Deine wundervollen Beiträge. Inzwischen habe ich mich durch etliche durchgelesen und auch die kritischen Beiträge verschlungen.
    Selbst wenn ich bislang nur als „Touri“ nach Dänemark gefahren bin, haben mich die Touristen, die sich wie solche benehmen gestört tun sie auch in anderen Urlaubsregionen) Ich fahre in den Urlaub um mich zu erholen, um Land und Leute partiell kennenlernen zu dürfen und ich gebe mein Bestes, um mich den jeweiligen Gepflogenheiten anzupassen.
    Was ist Heimat?
    Heimat ist für mich auch ein Gefühl. Nicht unbedingt der Ort, aus dem ich komme, an dem ich aufgewachsen bin. Sondern dort, wo ich mich dazugehörig und wohl fühle. Sei es auch manchmal nur temporär. Ich bin in erster Linie Mensch – nicht zwingend Deutsche oder Europäer.
    ich war auch schon New Yorker, Long Islander, genauer gesagt. Im Herzen bin ich es noch, auch wenn meine Zeit dort schon ein paar Jahrzehnte zurückliegt.
    Liebe Grüße,
    Sabo

    • Meermond

      Liebe Sandra,
      deine Gedanken zum Heimatbegriff sind wirklich sehr interessant. Es ist wohl so, dass Heimat für jeden etwas anderes bedeutet.
      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

  • Waltraud

    Danke wir sind ganz schön durchgeweht worden in den letzten 3 Tagen, aber wir kennen da ja aus Bremerhaven. Nur im Wohnwagen ist es schon extremer, man hat das Gefühl auf hoher See auf einem Schiff zu sein, so hat es geschaukelt??? Dir gute Besserung und auch ein schönes Wochenende

  • Waltraud

    Hallo Marion und Alexander, der letzte Satz in Eurem/Marions Beitrag sagt alles aus was die die ehemalige Heimat ausmacht. Die Menschen die man liebt und nicht mitnehmen kann in ein neues Leben, die nun nicht mal eben auf einen Kaffee besucht werden können, aber wir Leben ja mit einer Technik, die es uns ermöglicht auf verschiedene Arten zu kommunizieren. Wichtig ist, das Ihr sagen könnt alles richtig gemacht zu haben und das Ihr glücklich seid, denn ein zu Hause ist da wo das ? ist.

    • Meermond

      Hej Waldtraud,
      ein weiterer schöner Aspekt unseres Lebens ist es, dass wir durch eben diesen Schritt eine ganz neue Welt entdecken konnten. Sowohl real als auch virtuell. Ich schicke dir die herzlichsten Grüße und besten Wünsche zum Wochenende!

  • Esther Rudolph

    Schöner, sehr persönlicher Beitrag, danke für diesen Einblick. Ich würde sofort unterschreiben, was Angela kommentiert hat. ich stelle mir den „Trennungsschmerz“ und sporadisches Vermissen oder gar Heimweh auch drastischer vor, wenn man aus einer so schönen Stadt wie Regensburg weggeht. Ich komme aus einer total faden Gegend am Niederrhein, wo ich mich im Grunde nie wohl gefühlt habe. Dann ging ich nach Wien, was einfach nur fantastisch war, aber im Nachhinein betrachtet auch nie „meine Welt“. Nach einigen Jahren dort, ging es beruflich bedingt in ein niederösterreichisches Dorf, und dort spürte ich sofort ein geradezu unheimliches Gefühl von „Zuhause“, was mit großer Wahrscheinlichkeit an der Natur lag. Wegen meiner Eltern musste ich dann zurück an den Ort meiner Kindheit – die Vertrautheit und die vielen Erinnerungen haben schon auch etwas sehr Angenehmes, aber ich spüre ganz deutlich den Drang, diesen Ort wieder zu verlassen. Allerdings nicht zurück ins österreichische Weinviertel. Ich glaube, auf eurem IG hat neulich jemand angemerkt, dass man nirgends sonst in Europa so weit entfernt ist vom Meer, und das ist für mich immer der ganz große Makel gewesen (neben der vorherrschenden Mentalität). Stattdessen wird es nach DK gehen, wo ich laufen gelernt habe und jedes Jahr meines Lebens mindestens einmal gewesen bin, und was sich daher auch ein bisschen wie eine zweite Heimat anfühlt. Ich bin sehr gespannt, ob ich wirklich dort „heimisch“ werde wie ihr. Mal sehen.
    Sorry für den langen Kommentar. Der Beitrag und die Kommentare haben mich einfach getriggert 😉

    • Meermond

      Liebe Esther, hier ist der Raum für lange Kommentare und persönliche Geschichten eingeplant. Auch wenn ich dieses Mal krankheitsbedingt lange auf eine Antwort warten ließ, Feedback und Teilnahme unserer Leser sind das, was diese Webseite zu dem werden ließ, was es ist. Ein weiteres Zuhause für jeden, der sich hier wohlfühlt.
      Vielleicht erzählst du ja irgendwann mal, was aus dem „mal sehen“ gewortden ist.
      Liebe Grüße

  • Angela

    Ich glaube, man kann mehr als nur eine Heimat haben. Heimat ist nicht nur der Ort, wo man sich zu Hause fühlt, wo man leben möchte, sondern ist und bleibt auch der Ort, der einen geprägt hat. Zur Heimat gehört neben der Landschaft (Kultur, Natur, Wetter) und den Lieben (Freunden , Verwandten), die Sprache (Dialekt), gemeinsame Erinnerungen, Gerüche, Geschmack (Essgewohnheiten, Vorlieben). Dies gilt nicht nur über Landesgrenzen hinweg, sondern auch im Inland. Du sagst, Nordjütland ist jetzt deine Heimat und nicht mehr Regensburg, aber du sprichst weiterhin bayrisch, liebst Brezen ………Wenn man in einem bestimmten Alter „verpflanzt“ wird, kann und muss man sich nicht für eine Heimat entscheiden, Heimat muss sich nicht abwechseln (alt, neu). Alles gehört zusammen, da beide Heimaten einen Teil von einem ausmachen.
    Du hast ein Zuhause und zwei Heimaten und das ist ein großer Reichtum!

  • Markus Steinwagner

    Sehr schön beschrieben, Sylvia und ich teilen diese Emotionen , gelegentliche Besuche in der alten Welt bestätigen es immer wieder. Unser Entschluss war richtig . Eurer auch?

    • Meermond

      Hej Poul Erik,
      vi er meget glade at du læser vores lille blog! Det er dejligt at du kan lide vores billeder, men det var nemt at tage dem: Det er jo et fantastisk land vi bor og rejser rundt i. ?

      • Kornblume

        Hallo, vielen Dank für den tollen Artikel! Wie ist denn das Wetter über das Jahr? Ist ein Privatumzug leicht zu realisieren, auch in punkto Jobsuche ohne hinreichende Sprachkenntnisse? Beste Grüsse

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