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Extremwinter in Fredrikstad – ein verrücktes Glitzermärchen

Seit einer Weile schon sind die Länder Skandinaviens auf Eis gelegt. Selbst am südlichen Ende des Oslofjords erleben wir außergewöhnliche Minusgrade. Wir haben eine Art Extremwinter in Fredrikstad. Wie hält man das aus? Will man sowas überhaupt erleben? Ja, unbedingt! Wenn du noch nie an eine Reise nach Norwegen im Winter gedacht hast, so könnte sich das nach den folgenden Bildern durchaus ändern. Denn wir erleben gerade ein wahres Wintermärchen. Und das ist sehr wohl eine Reise wert.

Eigentlich sollte ich keinen Schritt mehr ohne eine Kamera machen – immerhin ist das Smartphone stets dabei. Die Welt um mich herum glitzert im weichen Licht einer Mittagssonne, die kaum über die Dachfirste der hohen Scheunen klettern kann. Ich freue mich über weite, schneebedeckte Landschaften und Felsen an den Ufern des Fjords. Vor unseren Fenstern wachsen gewaltige Eiszapfen, die im Mondlicht wie bleiche Zähne aussehen. Der Tag schiebt sich in zartem Bonbonrosa und Babyblau über eine blaue Stunde, die man eher knallblaues Morgengrauen nennen sollte.

Blick durch mein Küchenfenster, bevor die Sonne aufgeht.

Und dann endet beinahe jeder Tag mit unglaublich bunten Sonnenuntergängen, die den Schnee und die weißen Bäume rosarot leuchten lassen. Durch ihre glitzernden Äste hindurch funkelt ein farblicher Wettstreit aus Magenta und Blau. An anderen Tagen schüttet der Himmel sein Feuer auf die Stadt hinunter.

Extremwinter in Fredrikstad

Normalerweise – was heißt das heutzutage noch? – erwartet man in Fredrikstad weniger kalte Winter und kühle Sommer. Tatsächlich erlebten wir 2023 einen Extremsommer mit starker Hitze und Trockenheit und nun einen Extremwinter. Aus dem milden, gemäßigten Klima an der Küste ist ein Auf und Ab geworden, das manche Menschen an die körperlichen Grenzen bringen kann. Gerade erst sind die Temperaturen von an die Minus 30 Grad Celsius auf angenehm frische Minus 3 Grad gestiegen, so werden für die kommende Woche wieder Minus 22 Grad angekündigt. Auf. Ab.


Lesetipp: Kältewelle über Skandinavien


Das Eis auf den Straßen wächst und auf den Schneebergen der Stadt fahren Bagger. Auf der anderen Seite des Oslofjords schaufeln sich die Menschen durch meterhohe Schneemassen zurück in den Alltag, während sich das in Mittelnorwegen liegende Trondheim gerade über frühlingshafte Temperaturen freut. Das alles klingt verrückt und das ist es auch ein kleines bisschen.

In der Gegend bei Fredrikstad sind derartige Schneemassen und niedrige Temperaturen ungewöhnlich.

Gleichzeitig darf ich eine Winterwelt erleben, wie ich sie noch nicht zuvor gesehen habe. Und genau in diesem bitterkalten, etwas launischen Extremwinter habe ich die kalte Jahreszeit lieben gelernt. Der Winter in Fredrikstad sieht aus wie ein Märchen. Ein verrücktes Glitzermärchen. In Knallfarben!

Handy-Schnappschuss vom Arbeitsweg und …
… am Schlittschuhfeld.
Jetzt mag ich den Winter.

Empfehlung: Podcast Fjordgeflüster – Auswanderin Stefanie aus Trondheim und ich unterhalten uns über Themen aus und über Norwegen.


Winterfreuden und Durchhalteparolen

„Richtig warm heute, nicht wahr?“ Unsere Nachbarin lächelt uns freundlich zu. Alexander und ich kommen gerade vom Schlittschuhlaufen zurück und haben noch rote Wangen. Aber sie hat recht. Nach den Rekordtemperaturen vom vergangenen Wochenende fühlen sich minus 13 Grad richtig warm an! Wir amüsieren uns über das Eiswetter und erfahren von ihr, dass sie sich nicht daran erinnern könne, je einen derart langen und durchweg weißen Winter erlebt zu haben. Die Bäume ächzen unter den Schneemassen und die noch jüngeren Birken im Wald haben sich in Richtung Erde gebeugt. Selbst die dünnsten Zweige haben sich in inzwischen fingerdicke Bürsten aus glitzernden Kristallen verwandelt.

Nach extremen Niedrigtemperaturen fühlen sich Minus 13 Grad ungewohnt warm an. Der Daunenmantel war zu warm beim Schlittschuhlaufen.

Aber schön ist das alles durchaus, in diesem Punkt sind wir uns einig. Und wir sind uns auch dahingehend einig, dass es mit der nahenden Kältewelle jetzt genug sein sollte. Noch haben wir Holz, aber die ersten Holzbauern melden bereits, dass sie ausverkauft sind. In Norwegen wird mit Strom und Holz geheizt. Die Preise für Strom sind genau wie die für Waren und Lebensmittel in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen. Viele Norweger gelangen an finanzielle Grenzen. Dennoch hören wir überall aufmunternde Worte und Tipps, wie man den Winter so richtig gut genießen kann.

Erstmal hinsetzen und abwarten – „Det ordner seg“ (Das wird schon), sagen die Norweger.

Und genau das tun wir gerade. Wir genießen diesen Extremwinter in Fredrikstad. Unser etwas verrücktes Glitzermärchen.

Herzlichst,

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

7 Comments

  • Claus Hübner

    Wow, super Bilder, machen Lust auf Winterurlaub bei euch da oben😊. Wir haben wieder massives Tauwetter, nach ein paar Tagen Eiskälte. OK, im Vergleich zu euch hatten wir es frisch mit -3 bis – 6 Grad etwa, aber wir empfanden es schon als kalt, zumal wir auch mal 10 bis 15 cm Schnee hatten. Vlt. Kommt ja noch was aus dem hohen Norden….. Geniesst die herrliche Zeit….
    Gruß aus Hamburg

  • Stella, oh, Stella

    Es sieht schon toll aus, liebe Marion!
    Wir waren heute in Thisted bei der Schwägerin. Die hatten dort fast gar keinen Schnee, und bei uns liegen die grossen Berge. Aber wir hatten zum ersten Mal seit drei Wochen plus-Temperaturen (4-6), und eine ganze Menge Schnee ist geschmolzen. Es sieht nicht mehr so schön aus wie bei euch!

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