Leben in Dänemark

Tag 31 – ein ganzer Monat!

Seit einem Monat befinden wir uns im ZUstand des Lockdowns. Ich habe bewusst diese Schreibweise gewählt. Die ZUstände in Dänemark sind noch unverändert, allerdings sollen nach den Ostertagen die Kindergarten-, Krippen- und kleinen Schulkinder bis Klasse 5 wieder einem geregelten Alltag nachgehen. Die Kommune Brønderslev hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Anforderungen des sundhedsstyrelsen (dän. Gesundheitsamt) bei uns erst ab 20. April umgesetzt werden können. Möglichst wenige Erwachsene sollen die Kinder dann möglichst draußen beaufsichtigen.

Ich versuche in der Regel unpolitisch und neutral zu bleiben. Dieses Mal will ich das nicht. Als Lehrerin und Mutter kritisiere ich diesen politischen Entschluss auf das Heftigste!

Zurück in die Schule?

Ausflug zum Baumarkt

Alexander wollte heute Vormittag schnell ein Thermostat für unseren Heizkörper besorgen. Es ist beschädigt und weil es draußen eiskalt ist, fänden wir eine einwandfrei funktionierende Heizung nett. Da ausdrücklich von Menschenansammlungen abgeraten wird (mehr als 10 Menschen dürfen sich nicht treffen), fuhr er alleine zum Baumarkt.

Und dann schickte er mir dieses Bild:

Hold afstand!

So voll sieht man den Parkplatz dort selten.

Ich bin froh, dass er den Laden nicht betrat. Wozu haben wir uns in Dänemark inzwischen einen Monat lang von anderen Menschen ferngehalten, wenn sich dann alle im Baumarkt zum Schlangestehen treffen?

Ab Montag soll es endlich wärmer werden, dann brauchen wir keine Heizung mehr.

Auszeit!

Ich gestehe, ich bin ständig am Backen und Kochen. Meine Hose kneift schon. Ich bin genervt, werde träge und beginne, viele Dinge doof zu finden. Habe ich am Anfang der Krise beinahe stündlich die Fallzahlen und Zeitungsmeldungen verfolgt, habe ich heute gar keine Ahnung, wie viele Infizierte und Tote in Dänemark und Deutschland gemeldet sind. Ich lese keine Kommentare in den Zeitungen mehr, in denen sich der Ton teilweise auf unangenehme Art verschärft hat. Wir ziehen uns noch mehr zurück und genießen das, was wir haben: ein Haus, einen Garten, Kinder und Gesundheit. Und reichlich wohlschmeckendes Essen. Alexander wurde übrigens für seine Vernunfthandlung umgehend mit einer französischen Apfeltarte mit Karamell belohnt.

Wenige Stunden später saßen wir vor selbst gebackener Pizza und Alexander meinte, ich solle mir doch Auszeit gönnen. Er habe sogar die Fahrt zum Baumarkt genossen!

Wir konnten uns gemeinsam eine nehmen und machten uns trotz Regenwetter auf zum Strand bei Saltum.

Es war kalt und nicht wirklich einladend. Besonders schmucke Fotos haben wir auch nicht machen können. Wir fanden keine aufregenden Geschichten, von denen ich dir jetzt erzählen könnte. Tag 31 war öde. Tag 31 war grau und kalt. Tag 31 war …

… ein guter Tag.

Liebe Grüße,

Marion

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

10 Comments

  • freiedenkerin

    Hier in Deutschland krakeelen auch schon seit einer Weile etliche Politiker, man solle möglichst bald die Beschränkungen lockern und zum normalen Leben zurückkehren. Ich muss dann jedesmal sehr an mich halten, um diesen Leuten nicht Corona an den Hals zu wünschen!
    In Bayern ist es jetzt etwa eine Woche lang so richtig sommerlich warm gewesen, beinahe unnatürlich warm sogar. Vorhin hat es angefangen zu regnen – ein Segen! -, die Straßen sind vom Sonnenschein so aufgeheizt, dass die Regentropfen sofort verdunsten, wenn sie auf den Asphalt treffen…
    Herzliche Grüße – und bleibt gesund!

    • Meermond

      Ich bin inzwischen etwas verunsichert und sehe die ganzen Beschlüsse und Forderungen skeptisch. Ich wünsche mir nur noch eins: Gesundheit. Egal, was da noch kommt ♥️
      Dir auch die allerbesten Wünsche!

  • Waltraud

    Hej Marion, wie gut ich Dich verstehe. Warum müssen die kleinen Kinder den Anfang machen und nicht wie auch Manuela geschrieben hat, die oberen Klassenstufen. Und Deinem Alexander ?nicht in den Baumarkt zu gehen. Ich hatte Deinen Text unter dem Bild noch gar nicht gelesen und zu meinem Mann gesagt, das selbst zu Supertilbud Zeiten der Parkplatz nie so voll gewesen ist.
    Es ist alles nicht mehr schön und ich sehne mich nach dem alten Leben zurück, obwohl diese Zeit auch wieder Gutes hatte. Wir haben soviel am Haus und im Garten geschafft wie seit 2 Jahren nicht mehr (ausgenommen der neuen Holzverkleidung im letzten Oktober). Mal sehen was in Deutschland nach dem 20. April entschieden wird.
    Schade das bei Euch der Himmel bedeckt ist, mit Sonnenschein wäre es vielleicht ein bißchen erträglicher.
    Genießt trotzdem das Osterfest, wir lassen uns nicht unterkriegen. Liebe Grüße an alle Waltraud

  • ErzieherIn

    Dass in Dänemark die Kinder wieder in die Kita oder Schule sollen, verstehe ich nicht. In Deutschland denkt man darüber nach, die Oberstufen wieder gehen zu lassen, da man ihnen zutraut, dass sie vernünftig mit der Situation umgehen.
    Was das Gemüt betrifft, geht es mir ähnlich. Ich stehe öfter in der Küche, halte mich im Garten auf und nähe Mundschutz, für den Fall, es benötigt jemand noch etwas. Und ich chatte jeden Tag 2 Stunden mit meiner Enkeltochter, um den Eltern etwas Zeit zu schenken.
    Und so gehen wir in den zweiten Monat…

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