Schweden

Abenteuer auf sechs Rädern – auf einer Reise durch Schweden in einem alten Wohnwagen

„Wir waren so aufgeregt, als wir den kleinen Hof in dem beschaulichen Städtchen Robertsfors, ungefähr 60 km nördlich der schwedischen Stadt Umeå gelegen, verließen. Wir hatten es gewagt und bei dem schwedischen Pendant zu eBay Kleinanzeigen zugeschlagen und uns einen kleinen 35 Jahre alten, schwedischen Wohnwagen der Marke „Smålandia“ zugelegt. Die Entscheidung, einen alten Wohnanhänger zu kaufen, fiel sehr spontan – einfach aus dem Grund, dass für Ostern keine guten und für uns passenden Ferienhäuser mehr zu finden waren.“

Wiebke Jahn, die mit ihrer Familie in der Nähe des Polarkreises in Schwedisch Lappland lebt, nimmt uns heute auf eine kleine literarische Reise durch Schweden mit. Sie reiste mit ihrer Familie in einem Wohnwagen von Nord nach Süd und wieder zurück. Die Auswanderin schart als Arctic_for_beginners in den sozialen Medien immer mehr Interessenten um sich. Schließlich sind Geschichten und Erlebnisse von Menschen, die ihre Träume verwirklichen, lesens- und sehenswert.

Und eine von Wiebkes Geschichten soll heute erzählt werden.

Auswanderin Wiebke Jahn im Schwedenglück

Aufwachen an den schönsten Plätzen Skandinaviens

„Wir sind eine bunte und quirlige Familie mit 3 Kindern, 3, 6 und 8 Jahre alt, und zwei sehr unterschiedlichen Hunden: eine alte spanische Hundedame und ein junger Husky. Wir leben in Nordschweden in der Nähe des Polarkreises und hatten uns vorgenommen, uns zu Ostern mit unserer Familie in Småland zu treffen. Irgendwie kam dann der Smålandia ganz passend zu unserem Reiseziel in unser Leben. Nun hatten wir noch vier Wochen Zeit, das gute Stück ein wenig herauszuputzen. So ganz fertig geworden sind wir zwar nicht, aber frisch gestrichen und mit Duschkabine und Solarpanel versehen ging es dann am Gründonnerstag auf die erste große Fahrt. Vor uns lagen über 1000 km Weg und die Durchquerung verschiedener Klimazonen, an die wir uns innerhalb kurzer Zeit anpassen mussten.

Nach einem wunderschönen Start in Lappland mit dem traumhaftesten Sonnenuntergang und darauffolgenden Polarlichtern wachten wir am Karfreitag an einem zugefrorenen Arm der Ostsee an der großartigen „Hohen Küste“ auf. Dieses Erlebnis, die Wohnwagentür zu öffnen und an den schönsten Plätzen Skandinaviens aufzuwachen, ist einfach unbeschreiblich. Das erste Frühstück verbrachten wir mit guter Stimmung und vielen Leckereien bei strahlendem Sonnenschein in unserem „Bruno“. So nannten wir unseren alten Wohnwagen, denn unsere Kinder fanden, unser neues Zuhause auf Zeit hätte einen eigenen Namen verdient.

Weit und breit nur Eis zu sehen – Mitte April ist die Ostsee an der „Höga Kusten“ noch zugefroren.

Mit Bruno vom Winter in den Frühling

Nach dem Frühstück konnte ich mit unseren Kindern ein wenig die Gegend um den Fjord erkunden. Alle hatten noch einmal die Möglichkeit, sich ein wenig auszutoben und Kraft für die nächste Tagesetappe zu sammeln. Nun sollte es also vom Winter in den Frühling gehen: in den 500 km entfernten, weltberühmten Stockholmer Schärengarten. 500 km bei einer maximalen Geschwindigkeit von 80 km/h sind mit drei Kindern eine ganz schöne Herausforderung und so machten wir natürlich sehr viele und teilweise auch lange Pausen.

In Schweden gibt es wunderschöne Rastplätze inmitten der Natur.

Das Tolle an Schweden ist, dass es überall sehr gut ausgestattete und gepflegte Rastplätze in wunderschöner Natur gibt. Wir konnten also neue Seen und somit auch spannende Naturspielplätze entdecken und hatten alles in allem einen wirklich schönen Tag. Dadurch, dass wir unser kleines Schneckenhaus, wie die Kinder es nennen, immer hinter uns herzogen, war eine Pause in der eigenen Küche jederzeit möglich. Wir kamen relativ spät in Stockholm an, aber dank einer sehr guten Vanlife-App fanden wir einen tollen Stellplatz auf einer kleinen Insel.

Hier war nun die Ostsee nicht mehr gefroren und Tobias, mein Mann, nutzte am nächsten Tag sogleich die Möglichkeit, einem seiner Hobbys nachzugehen: Eisbaden. (Ein wenig Eis war am Morgen dann doch noch zu finden.) Nachdem der Tag mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und einem Eisbad begonnen hatte, nutzte ich die Zeit, um die kleine Insel mit ihren niedlichen, alten Holzvillen ein wenig zu erkunden. Mittags trafen wir dann unsere Freunde aus Stockholm und genossen den Sonnenschein bei einem leckeren, selbst gekochten Mittagessen. Unsere Kinder, die sich ebenfalls lange nicht gesehen hatten, spielten miteinander und wir alle hatten eine wunderschöne gemeinsame Zeit. Der Stockholmer Schärengarten ist wirklich ein ganz besonderer Ort mit seinen tausenden kleinen Inselchen, den bunten Villen und den vielen Fährschiffen, die die einzelnen Inselchen miteinander verbinden. 

Schwedische Gemütlichkeit in Vimmerby

Am liebsten wären wir noch länger geblieben, allerdings wollten wir noch ein paar hundert Kilometer weiter in den Süden reisen. Das Ziel unserer Reise hieß Vimmerby. In Vimmerby hat unsere Familie ein 100 Jahre altes Holzhäuschen im Besitz. Durch den Wohnwagen hatten wir die Möglichkeit, alle gemeinsam an einem Ort zu sein und das Osterfest miteinander feiern zu können. Unsere Reise führte uns vorbei an Norrköping, Söderköping und schließlich kam die langersehnte Abzweigung nach Vimmerby. Als wir dort ankamen, war die Freude unserer Kinder riesig, endlich wieder ihre Oma in die Arme schließen zu können. Die anderen Großeltern kamen über Ostern ebenfalls zu Besuch und so wurde ein großes Familienfest gefeiert. Wir entdeckten Vimmerby wieder einmal neu und erfreuten uns an der Niedlichkeit Smålands. Die Geburtsstadt von Astrid Lindgren vereint für uns Kultur und schwedische Gemütlichkeit, dekoriert mit den schönsten rot-weißen und gelb-weißen Holzhäusern, die man sich vorstellen kann. Småland gilt für viele nicht zu Unrecht als das typische Schweden.

Schwedenromantik im Urlaub

Wir nutzten die Tage mit der Familie, um schon einmal Pläne für den Sommer zu schmieden, denn da wird der nächste Besuch anstehen. Die Ostertage gingen leider viel zu schnell vorbei und ehe wir uns versahen, mussten wir schon wieder unseren Rückweg planen.

In Stockholm liegen Kultur und Natur nur einen Steinwurf voneinander entfernt!

Auf unserem Heimweg hatten wir wieder Stockholm als Zwischenstopp im Visier. Diesmal wollten wir unseren Kindern gern die Altstadt „Gammla Stan“ und das Stadtschloss des schwedischen Königs zeigen. Letzteres beeindruckte besonders unsere kleine Prinzessin sehr. Unsere dreijährige Tochter spielt eigentlich unentwegt Prinzessin und sie war natürlich tief beeindruckt von der bloßen Existenz eines echten Königschlosses. Auf dem Weg zum Stadtschloss wurden wir davon überrascht, dass im Kungsträdgård gerade die Kirschbäume in voller Blüte standen. Ein einfach atemberaubend schöner Anblick – insbesondere wenn man, so wie wir, in Lappland lebt und somit seit Oktober im Winter eingeschneit ist.

Die Kirschbaumblüte in Stockholm war für uns etwas ganz besonders Schönes.

Die Farbenpracht hat uns schier überwältigt. Den Abend verbrachten wir auf der Insel Lidingö an einem Naturreservat – ganz einsam, aber nur 20 Minuten von der „Gamla Stan“ entfernt. So ist die schwedische Hauptstadt: Natur und Kultur sind nur einen Steinwurf voneinander entfernt.

Die Farbenpracht von Stockholms Altstadt ist faszinierend.

Abenteuer an der Hohen Küste

Am nächsten Tag ging es für uns wieder an die „Hohe Küste“, wo wir direkt an der „Höga Kusten Bron“ übernachteten. Wir schliefen mit Blick auf die Berge, die Ostsee und die architektonisch atemberaubende Brücke ein. Und als wir erwachten, meinte unser Sohn, es sähe draußen aus wie eine Fototapete – fast schon unecht schön. Wir machten übrigens deshalb an diesem Stellplatz halt, weil direkt hinter der Brücke ein wunderschöner Kinder-Wanderweg ist. Wir liehen uns dafür einen kleinen Rucksack mit Utensilien für die „Abenteuer-Wanderung“ aus.

Der Ausblick von unserem Wohnwagen-
fenster war einfach magisch.

In dem Rucksack befanden sich zum Beispiel eine Wanderkarte, ein Seil, ein Glas mit Gegenständen aus der Bronzezeit und eine besondere Münze. An mehreren Stationen auf dem Wanderweg konnten die Kinder spielerisch etwas über die Landschaft und die geologischen, aber auch historischen Besonderheiten der „Hohen Küste“ lernen. Der Ausblick war phänomenal und der Wanderweg auch für kleine Wanderer gut zu meistern.

Der Rätsel-Rucksack, den wir ausleihen konnten, war gut gefüllt mit Hinweisen für den Kinderwanderweg an der „Höga Kustenbron“. Die Ausleihe war kostenlos, aber der Spaß, den wir als Familie hatten, war unbezahlbar.
Die Aussicht des Kinderwanderweges kann definitiv mit der von normalen Wanderwegen an der „Höga Kusten“ mithalten.

Mit dem Frühling im Gepäck zurück nach Lappland

Von der „Höga Kustenbron“ fuhren wir am Nachmittag glücklich und zufrieden wieder zu unserem Zuhause am Polarkreis zurück. Und siehe da: Wir hatten den Frühling mit nach Lappland gebracht! War der Schnee bei unserer Abreise noch ca. 1 m hoch, waren nun viele Bereiche frei vom Schnee, die Vögel zwitscherten laut und der Frühling lag unverkennbar in der Luft. Um ehrlich zu sein, freute ich mich ein wenig auf mein eigenes Bett. Andererseits war ich auch traurig, dass die Reise vorbei war. Als am nächsten Morgen unsere kleine Tochter fragte, wohin wir heute fahren würden, wussten wir, dass dies bestimmt nicht unsere letzte Reise mit dem guten alten Bruno war.“ (Wiebke Jahn)


Triff uns!

Das neue Heimatland zu erkunden, macht unglaublich Spaß. Man schwelgt zwar in Urlaubsstimmung, blickt aber auf viele Dinge und Erlebnisse aus einer anderen Perspektive, als es ein Tourist tut. Auswanderer erleben den „Urlaub im eigenen Land“ anders. Das heißt aber nicht, dass dies nicht (mehr) schön ist. In vielerlei Hinsicht ist es sogar noch schöner!

Wer sich mehr für Wiebke und ihr Leben in Nordschweden interessiert, der kann sie gerne auf arcticforbeginners oder auf ihrem Youtube Kanal besuchen.

Wiebke und Meermond haben das Live-Format „Zwei Auswanderer packen aus“ auf Instagram gegründet.

In regelmäßigen Abständen unterhalten wir uns über die Freuden und Leiden des Auswanderns und greifen dazu auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück. Wir erzählen dir, wie es sich so lebt in Dänemark, Norwegen und Schweden.

Und natürlich urlauben wir weiterhin. In Schweden, in Norwegen und in Dänemark.

Wo sonst?

Lesetipp

Auch wir fuhren mit dem Wohnwagen durch Schweden. Schwedische Urlaubsromantik zeige ich dir hier:

Bildrechtliche Hinweise: Alle Bilder im Text stammen von Wiebke Jahn.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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