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Die 10 neuen Naturnationalparks in Dänemark

Dänemark will und muss wilder werden. Seit gestern stehen zehn weitere Naturareale fest, die schon bald zur Verbesserung der Biodiversität und Ausbreitung wilder Natur im Land beitragen sollen. Und das ist auch dringend notwendig, steht es nicht zum Besten um Flora und Fauna im Agrarstaat. Die nun 15 Naturnationalparks umfassen eine Fläche von etwa 250 km2 und sollen Tieren und Planzen verlorenen Lebensraum zurückgeben.

Insgesamt werden 888 Millionen Kronen dazu bereitgestellt, um Verwilderung und Naturschutz voranzutreiben. Damit reagiert Dänemark auf die Resultate im EU-Rapport State of nature in the EU von 2020, der der dänischen Natur eine schlechte Verfassung bescheinigt. Über 70 % der Lebensräume/Biotope befinden sich demnach in einem kritischen Zustand, viele Tier- und Pflanzenarten haben ihren Lebensraum bereits verloren. Über Jahrzehnte hinweg hatten sich die dänischen Naturflächen konstant verringert.

Im gleichen Europarapport wird dazu angeregt, dass alle europäischen Länder bis zu 30 % ihres Naturareals unter Schutz stellen sollen. 10 Prozent sollten sogar streng geschützt werden. Eine schwere Aufgabe für Dänemark, sollte diese Anregung in einen EU-Beschluss münden! In Dänemark existiert zum derzeitigen Zeitpunkt nämlich ➡ kein streng geschütztes Naturgebiet. Mit der Ausweisung von Naturnationalparks wird ein landesweites Umdenken sichtbar gemacht.

In Dänemark muss Tieren und wilden Pflanzen mehr Raum gegeben werden. Die Naturnationalparks sind ein guter Anfang.

Naturnationalparks in Dänemark

I dag sætter vi naturen fri.“ So wird Lea Wermelin, die dänische Umweltministerin, in der Nordjyske zitiert. Damit unterstreicht sie den starken Willen der Dänen, den Tieren und Pflanzen das wiederzugeben, was ihnen die Menschen genommen haben. Bisher gab es diese fünf Naturnationalparks: Stråsø (südlich von Holstebro), Tranum (südwestlich von Blokhus), Fussingsø (bei Randers), Gribskov (nördlich von Hillerød, Sjælland) und Almindlingen (Bornholm).

„Heute befreien wir die Natur“ mit zehn neuen Naturnationalparks:

Nordjylland: Hanstolm und Læsø Klitplantage

Midtjylland: Kompedal Plantage (Silkeborg), Husby Klitplantage (Holstebro), Mols Bjerge (Djursland), Nørlund Plantage und Harrild Hede (Ikast-Brande/Herning), Draved Skov und Kongens Mose (Tønder)

Sønderjylland: Draved Skov und Kongens Mose (Tønder)

Sjælland: Hellebæk Skov und Teglstrup Hegn (Helsingør), Bidstrupskovene (Lejre)

Møn: Ulvshale Skov

Zusätzlich zu diesen 15 Naturnationalparks sollen marine Schutzgebiete ausgewiesen werden. Deren genaue Grenzen stehen noch nicht fest, doch handelt es sich um ein Gebiet im Lillebælt zwischen Jütland und Fyn und im Øresund zwischen Sjælland und Schweden.

Übersicht der Naturnationalparks in Dänemark (Fotoquelle: Naturstyrelsen)

Mensch und Natur

Das dänische Umweltministerium setzt sich dafür ein, dass Einheimische wie Besucher die ausgewählten Naturgebiete besuchen und erleben. Das Erlebnis einer (ver)wilde(rte)n Natur soll dazu einladen, sich öfter draußen aufhalten zu wollen. Dazu steht die Behörde in engem Kontakt mit den lokalen Vertretungen. Es werden Wandertouren und Freizeitmöglichkeiten ausgearbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt (Konzept Friluftsliv). Die in den Parks lebenden Wildtiere werden durch Zäune eingegrenzt, doch ist Besuchern der Zutritt zu diesen Arealen an mehreren Eingängen und jederzeit erlaubt. Es ist gestattet, auf den ausgewiesenen Wegen zu gehen, zu reiten oder mit dem Fahrrad zu fahren. Freilaufende Hunde sind nach dänischen Gesetzen nicht zulässig.

Leider sind die Informationsseiten des Naturstyrelsens zu den Naturnationalparks derzeit nur auf Dänisch zugänglich. Ein Blick in das dortige Karten- und Bildmaterial lohnt sich dennoch: Naturnationalparker i Danmark. Dänemark ist wunderschön!

Djursland Ørnbjerg Mølle
Gefunden in Mols Bjerge

Wer mehr Interesse daran hat, die dänische Natur zu erkunden, der ist auf der Homepage des Naturstyrelsen sehr gut aufgehoben. Dort kann man sich die Broschüren und Karten downloaden, wie man sie manchmal in den kleinen Blechdosen bei den Informationstafeln vorfinden kann. Anregungen für Ausflüge findest du hier: Hvor vil du gerne hen? Sehr praktisch ist, dass man sich mittels einer Kartenansicht gezielt über die Gegend informieren kann, in der man gerade urlaubt. Auch wenn nicht alles auf Deutsch verfügbar ist, das dänische Material erklärt sich oftmals aufgrund unserer gleichen Sprachfamilie. Nur Mut und god tur!

Nachtrag am 28.03.2022:

Der Unterschied zwischen Nationalpark und Naturnationalpark ist in der Tat verwirrend. Daher ergänze ich den Artikel um fachliche Erläuterungen:

Dänische Nationalparks

In Dänemark gibt es fünf Nationalparks: Mols Bjerge, Thy, Vadehavet, Skjoldungernes Land, Kongernes Nordsjælland. Im dänischen Nationalpark sollen einzigartige, national und international wertvolle Naturareale und Landschaften geschützt und erhalten werden. Gleichzeitig dienen sie zur Sicherung kulturhistorischer Werte. Als Schlagworte für einen dänischen Nationalpark gibt das Naturstyrelsen folgende Begrifflichkeiten vor:

Kodeordene for en dansk nationalpark er planlægning, frivillighed og lokal indflydelse. 

https://danmarksnationalparker.dk/hvorfor-nationalparker/hvad-er-en-dansk-nationalpark/

Planung, Freiwillingkeit und Einfluss. Die Planungsarbeit geschieht langfristig (20 bis 30 Jahre). Die verschiedenen Grundbesitzer, Bewohner, Kommunen arbeiten hierzu eng mit dem dänischen Ministeriums für Umwelt und Natur zusammen. Die Natur soll sich langsam entwickeln dürfen bei gleichzeitiger Nutzung und Bewirtschaftung. Es gibt zwei alte Nationalparks, die bereits vor den 2007 eingeführten Gesetzen bestanden haben: ➡ Rebild Nationalpark (1912) und Dybbøl Skanser (1924). Sie dürfen sich zwar immer noch als Nationalpark bezeichnen, werden aber nicht vom nun geltenden nationalparklov abgedeckt. (Quelle)

Unterschied zum Naturnationalpark

Im Gegenzug zum Nationalpark gehören die Naturnationalparks ausschließlich dem Naturstyrelsen. Die wilde Natur soll in den ausgewiesenen Gebieten schnellstmöglich zurückgeholt werden. Dazu werden gemäß aktuellen Forschungsstands grasende Wildtiere ausgesetzt, da sich so die ursprüngliche Vegetation am schnellsten wieder ausdehnen kann. (Quelle)

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

3 Comments

  • Stella, oh, Stella

    Steffen hat mir das gestern vorgelesen aus der Zeitung. Eine sehr schöne Initiative. Nun stellte sich mir natürlich gleich die Frage, was denn der Unterschied zwischen Nationalparks und Naturnationalparks ist. Von ersteren gab es ja auch bereits fünf, und nur Mols Bjerge ist in beiden Gruppen zu finden. Natürlich kann man im Nationalpark Wattenmeer keine grasenden Tiere aussetzen, aber in welcher Art Park ist denn die Natur mehr beschützt? Für mich ist das nicht richtig durchschaubar. Aber ich bin froh über die Initiative, denn Dänemark hat das wirklich nötig.

    • Meermond

      Liebe Birgit, danke für deine Anregung. Ich habe sie zum Anlass genommen, den Unterschied genauer herauszustellen und den Artikel zu ergänzen. Ich persönlich finde es richtig, dass man genau jetzt die Naturnationalparks eingeführt hat. Sie sind eine rasche und effektive Gegenmaßnahme des Landes, um Tiere und Pflanzen zurückzubekommen. Es bleibt zu wünschen, dass dieser Plan aufgeht.

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