Reisen in Dänemark

Warum uns das Meer befreit

Nein, bitte nicht schon wieder an den Strand! Kann das sein, dass man diesen Satz wirklich über die Lippen bringen kann? Ist die Kombination von „nicht schon wieder“ und „Strand“ überhaupt möglich? Man möchte an dieser Stelle reflexhaft den Kopf schütteln, doch tatsächlich hören und sagen wir diesen Satz sogar ziemlich oft! Meistens ist es die 23 Kilometer lange Anfahrtsstrecke, die uns den Ausflug ans Meer verleidet. Zugegeben, damit jammern wir auf hohem Niveau. Schließlich legen viele Urlauber wesentlich längere Strecken zurück! Sie tun es, weil sie das Meer befreit. Doch wenn man etwas stets haben kann, verliert es seinen Reiz. Aber nur ein wenig. Denn am Ende landen wir doch wieder am Strand. Das Meer gewinnt immer. Es zieht uns fast schon magisch an! Warum nur ist das so?

Enig. (Foto: B. Rentz)

Das Lied des Meeres

Das Ein und Aus des Meeres folgt seinem eigenen Rhythmus. Das Meer kennt keine Ruhe. Die ewigen Wellen singen eigene Lieder. Das Wogen am Horizont wird an der Brandung zu einem Zerren, Reißen, Schwappen oder Stupsen. Bei jedem Strandbesuch kann man ein anderes Lied hören. Mal ist es brüllend laut, dann wieder leise säuselnd. Obwohl kein einziger Strandtag dem anderen gleicht, so ist die Wirkung immer die gleiche.

Das Meer ist der Ort für Ruhe und Entspannung. Und kaum ein Lied vermag uns Menschen so zu beeinflussen wie das des Meeres.

Das Meer wird als Ort der Ruhe und Entspannung wahrgenommen.

Das ewig Gleichmäßige beruhigt und erdet zugleich.

Blaue Weite

Am Meer spürt man die Kraft der Natur und es eröffnen sich geheimnisvolle Gegensätze. Vor der Endlosigkeit des Blau erscheint der Mensch klein und unbedeutend. Wasser ist Leben und gleichzeitig kann es jenes nehmen. Unter der glitzernden Oberfläche verbirgt sich eine schwarze Tiefe. Der Horizont ist unbegreiflich weit, das große Blau beruhigt und erdet. Man erlebt Glück.

Gerade wer in dichtbesiedelten Gegenden lebt, erfährt diese Weite als befreienden Ausbruch aus dem stressigen Alltag. Am Strand ist die Zeit dafür da, um sich selbst betrachten und hinterfragen zu können. Die meisten Zwiegespräche mit dem eigenen Sein finden vermutlich am Meer statt! Das Meer übt einen Zauber aus, der in die tieferen Schichten unserer Psyche vordringen kann. Die wogende Ewigkeit bringt einen dazu, tiefe Wünsche oder Träume zuzulassen und sie vielleicht auch auszusprechen.

Wasser, Wind und Gezeiten setzen Wünsche und Vorstellungen frei.

Das Meer befreit und löst innere Blockaden.

Wo endet das Lied des Meeres?

Das Rauschen der Wellen, ewige Weite und das Glitzern der Sonne im Wasser machen süchtig. Die Sehnsucht nach dem Wohlgefühl am Strand ist stark. Meerweh. Am Meer fühlen sich viele zuhause. Einige träumen sogar davon, ein Haus am Meer zu haben.

Fellen – das Haus vor Gammel Skagen

Viele Menschen mit Meerweh zieht es magisch nach Dänemark. Schließlich gibt es hier mehr Meer: im Westen die wilde Nordsee, im Osten die lieblicher anmutende Ostsee. Viele Dänemarkfans teilen im Netz Unmengen an Sprüchen, mit denen sie ihrer Sehnsucht nach Meer Ausdruck verleihen:

Ich möchte bitte am Strand vergessen werden!

Das Leben ist zu kurz für ohne Meer!

Zwei Dinge, die ich immer will: Ans Meer fahren. Am Meer bleiben.

Das Meer befreit

Tatsächlich findet man gerade in der Beständigkeit des Meeres seine größte Flüchtigkeit. Am Meer rinnt alles wie feiner Sand durch die Finger. Das Lied des Meeres endet nicht an der Küste, sondern in uns selbst. Die Gegensätze sind es, die zum Meer dazugehören. Und gehören müssen.

Man muss kommen, um wieder zu gehen.

Um wieder gehen zu können.

Das ideale Haus am Meer hat daher Räder.

Strandhaus mit Meerblick

Das Meer befreit. Und das macht glücklich.

Ich liebe das Meer wie meine Seele, denn das Meer ist meine Seele. (Heinrich Heine)

Quellenangabe:

Das Bild „Lieblingsplatz“ stammt von Birgit Rentz, unserer Gastautorin. Sie schickte es zusammen mit ihrem Artikel ➡ Blåvand – Urlaub im Herbst an uns. Hast du Lust auf mehr Meer? Wie wäre es hiermit:

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

12 Comments

  • etoilefilante22

    Du hast (einmal mehr) meinem empfinden worte gegeben. Das privileg nur vier minuten zu fuss vom meer entfernt leben zu dürfen, erfüllt mich immer wieder mit dankbarkeit und dass ich bei offenem fenster leises oder auch lauteres rauschen hören kann, ist das sahnehäubchen ?

    Liebe grüsse von der wilden bretonischen küste!

    • Meermond

      Ja, das ist ein Privileg! Und dein Meeresrauschen ist ja noch stärker als das, das wir hier haben ? Irgendwann schau ich mir deine Küste an. Bisher habe ich es nur in die Provence und nach Paris geschafft. Geht ja gar nicht ?

  • Angela

    Das ist wieder so ein wunderschöner Artikel (wie „Ein Herz im Meerestakt“), der die Meeresliebe treffend beschreibt.
    Das Gegensätzliche und das Gleichbleibende, die unendliche Weite der Meeresfläche und das endliche Ausrollen der Wellen am Strand, das große Meer und der kleine Mensch, Ja, das Meer befreit und deshalb muss ich einmal im Jahr das Meer sehen. Ich hoffe, ich kann dieses Jahr noch kommen, auch wenn ich dann wieder gehen muss,
    Das war wieder ein guter Löffel Medizin gegen Meerweh. Danke!

    • Meermond

      Ich mag die auch sehr gerne, schaffe es aber nicht durchweg, im richtigen Moment auszulösen. Alexander ist momentan bedauerlicherweise kein guter Fotolieferant… ?Er hätte Hunderte Wasserspritzer, kommt aber nicht dazu, welche zu bearbeiten.

  • Berta

    Wunderschöne Worte und Gedanken zum Sehnsuchtsort Meer!! Ja, ich bin auch süchtig nach Wasser, Wellen und Wind, manchmal (jetzt auch) ist die Sensucht nach dem Gesang der Wellen ganz schmerzhaft. Dies Jahr kommen wir wohl nicht nach Dänemark. Und nein, es ist auch kein Trost, dass wir am Wattenmeer wohnen, denn hier ist es im Sommer zu voll, der Strand zu schmal, der Sand nicht natürlich, es gibt keine Wellen, keine Dünen und kein dänisches Eis! Danke für den wuuundervollen Artikel und die herrlichen Bilder!!

    • Meermond

      Das Wattenmeer ist ja auch wieder was ganz Eigenes. Es hat schon seinen Reiz, aber man kann es nicht mit den Nordseestränden nördlich davon vergleichen. Ich fand es sehr interessant, auf Rømø im Watt zu staunen. Aber mir persönlich ist eine richtige Brandung auf Dauer lieber.
      Ich wünsche dir dennoch einen schönen Sommer. Und nächstes Jahr kommst du dann wieder und sammelst eigene Eindrücke und Fotos ❤️

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