Leben in Dänemark

Auswandern nach Dänemark – Erfahrungen aus sieben Jahren

Was macht es mit einem, überschreitet man nicht nur geografische, sondern auch persönliche Grenzen? Wie fühlt es sich an, wenn man sich auf eine Reise begibt, die weder mit Rücktrittsversicherungen noch durch einen Reiseveranstalter abgesichert ist? Was bedeutet Auswandern wirklich? Die Suchphrase Auswandern nach Dänemark Erfahrungen führt immer mehr Menschen zu uns. Vielleicht ist es Zeit, ein paar Erkenntnisse weiterzugeben. Seit nun genau sieben Jahren leben wir in Nordjütland. Auf der nördlichsten Insel Dänemarks. Erfahrungen sammelten wir in der Zeit reichlich. Heute ziehe ich das Resümee.

Unser Abenteuer begann am 13. September 2014. Wie in Trance beobachtete ich, wie eine Kiste nach der anderen in einem gewaltigen Umzugslaster verschwand. Wundervolle Menschen halfen uns dabei, unser Leben in Schachteln verpackt auf eine Reise ins Ungewisse zu schicken. Unser letzter Abend in Regensburg war ein Fest. Unsere weite Anreise teilten wir auf zwei Tage auf. Völlig übermüdet und bis in die Haarspitzen mit Adrenalin aufgeladen bezogen wir am Abend des 15.9.2014 unser erstes Zuhause in Løkken.

Angekommen – erschöpft, aber glücklich

Unsere Auswanderung – so haben wir es gemacht

Ich möchte nicht immer wieder durch langatmige Wiederholungen und gleiche Erklärungen langweilen. Schließlich gibt es viele Leser, die uns schon lange folgen und die es schlichtweg nicht mehr lesen oder hören wollen. All diejenigen, die auf der Suche nach Antworten für Fragen wie „Konntet ihr schon Dänisch?“, „Was sind die ersten Schritte?“ oder „Hast du Tipps?“ sind, finden selbstverständlich Auskunft:

In der Folge 9 unseres Podcasts erzählen wir unsere Geschichte: ➡ Sie haben Po(d)st!

Wo und wie wir genau leben, das zeige ich dir hier: ➡ Auswandern nach Dänemark – so leben wir

Häufig gestellte Fragen beantworte ich in folgendem Artikel: ➡ Meermonds Erfahrungsbericht

Leben in Dänemark
Auswandern nach Dänemark – Erfahrungen, die neue Wege erlauben

Was ist in den sieben Jahren aus unseren Kindern geworden?

Nun, die Kinder auf dem obigen Foto gibt es so nicht mehr. Aus dem damals 14 Jahre alten Preußenbayer ist heute ein stattlicher Kerl geworden, der auf seine im Vergleich winzige Mama herabgrinst. Er wohnt in Aarhus und lebt ein typisch dänisches Studentenleben in einer WG. Der junge Mann hat sich von einem kleinen Bayer in einen komplett temperaturresistenten Dänen verwandelt. Wenn er sich mit seinen Kumpels unterhält, habe ich oft (nicht nur sprachliche) Schwierigkeiten, ihn zu verstehen.

Die Zwillinge springen zwischen den Kulturen. Sie vermissen die Familie in Bayern und diskutieren über echte Coolness mit ihren dänischen Freunden. Völlig problemlos schalten sie zwischen den Sprachen und kulturellen Gepflogenheiten hin und her. Sie besuchen die dritte Klasse einer öffentlichen folkeskole und freuen sich auf jeden Urlaub in Regensburg, wo alles ein kleines bisschen besser zu schmecken scheint.

Aufgrund ihres Migrationshintergrunds haben sich alle drei eine Sicht auf die Dinge angeeignet, die wir Eltern als gut bezeichnen. Sie reflektieren, sind flexibel, neugierig und aufgeschlossen. Sie haben gelernt, erst zu beobachten und dann zu beurteilen. Sie erkennen gesellschaftliche Probleme und Strömungen, die genau das untergraben, was wir alle am eigenen Leib als wundervolles Geschenk erfahren durften: die Freiheit der Europäischen Union.

Wir sind stolz auf unsere Kinder. Jede Minute.

Was haben die sieben Jahre mit mir gemacht?

Vielleicht findet Alexander eines Tages die Zeit, die folgende Liste an Lektionen, die mich das Auswandern nach Dänemark gelehrt hat, zu ergänzen. Ich möchte die vergangenen Jahre nicht missen. Weder die positiven noch die negativen Momente. Sie alle haben mir geholfen, das zu werden, was ich heute bin:

  • Ich weiß jetzt, dass mein Gefühl von Heimat nicht statisch ist. Ich kann mich auch an anderen Orten ➡ zu Hause fühlen.
  • Das Leben in einem anderen Land erweitert den Horizont: ➡ Ausländer sein.
  • Ich definiere mich nicht durch meine Staatsangehörigkeit. Ich fühle mich mehr als Europäer.
  • Es gibt in der Tat viele Wege, die glücklich machen. Mein Glück stellte sich nicht automatisch ein. Ich habe es in mir selbst gefunden und lasse es zu: ➡ Marmeladenglasmomente.
  • Es ist aufregend, in eine andere Mentalität einzutauchen.
  • Es ist furchtbar anstrengend, in eine andere Mentalität einzutauchen.
  • Es fühlt sich gut an, trotz vieler Einwände den eigenen Vorstellungen zu folgen.
  • Was ich nicht selbst ändere, ändert sich tatsächlich nicht.
  • Ich kann auch im fortgeschrittenen Alter unglaubliche Dinge schaffen.
  • Ich habe gelernt, andere Betrachtungs- und Herangehensweisen zu akzeptieren. Meine innere Wilhelmine brauchte lange, um zu begreifen, dass sie als die ewig belehrende Deutsche in meinem neuen Leben nicht gewünscht wird. Ich vermisse sie nicht.
  • Ich muss nicht perfekt sein. Wenn ich Fehler mache, ist das kein Scheitern. Det skal nok gå! Das wird wirklich irgendwie klappen!
  • Das Leben ist zu kostbar, um es ohne Abenteuer abzuwarten!
Wir im Wind des Abenteuers.

In der Tat, das Leben ist ein Geschenk!

Meines, deines, unseres.


Immer mehr Menschen unterstützen unsere Arbeit durch Spenden bei Buymeacoffee. Wir freuen uns sehr darüber und sagen vielen herzlichen Dank für jeden spendierten Kaffee und die vielen Extrakakaos für unsere Kinder. Ihr seid wirklich großartig. ♡

Bleib gerne noch ein bisschen länger! In diesen Artikeln geben andere Auswanderer ihre Erfahrungen zum Thema Auswandern nach Dänemark weiter:

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

4 Comments

  • Stella, oh, Stella

    Meine Auswanderungsgeschichte: Cherchez l’homme und c’est l’amour … 😀 😀 😀

    Ich dachte immer, dass die Deutschen das unhöflichste Volk in Europa sind, aber dann kam ich nach Dänemark … 😀 😀
    Später fand ich dann heraus, dass die Dänen es wirklich nicht merken, wenn sie einen anrempeln oder einem auf die Füsse treten. Sie merken es auch nicht, wenn man sie anrempelt oder ihnen auf die Füsse tritt. Das ist jetzt mal etwas vereinfacht dargestellt, aber es ist nicht so, dass sie bewusst unhöflich sind. Aber die Tür aufhalten? …. naja ….
    In Schweden hat mir mal ein Oberpunk (mit Irokesenhaar und allem Drum und Dran) die Tür aufgehalten, da bin ich fast vor Verblüffung aus den Latschen gekippt. Das war nach 7-8 Jahren Dänemark.
    Und an die Vegetarier und Veganer: Jütland ist ein Problem abseits der Grossstädte. Es ist Schweinezucht- und Meiereiland. Kein Fleisch zu essen, gleicht hier in den Landgebieten schon fast dem Hochverrat. In kleineren Kommunen wählen die Supermärkte die Vege-Produkte wieder ab, weil sie zu wenig gekauft werden. Auch in den Raststätten an den Autobahnen gibt es fast nichts mehr ohne Schinken oder Hühnerfleisch. Die zwei Alternativen: Pommes Frites solo oder die obligatorische Scheibe ungetoasteten Toastbrots mit Käse und zwei Ringen einer Paprikaschote., die wir alle schon von den Fähren von Puttgarden nach Rødby kennen. Für Veganer gibt es eben nur Pommes Frites.

    Nur in der Raststätte Ejer-Bavnehøj gab es ein Sandwich für Vegetarier und eines für Veganer, aber auch nur auf der einen Seite der Autobahn, wenn man von Norden nach Süden fährt (das wäre dann wohl die Westseite???). Die Fastfoodketten haben aber jetzt endlich alle Vegetarburger.

    Ansonsten finde ich die Dänen nicht so sehr verschieden von den Deutschen, obwohl sie das abstreiten würden. Deutsche sind als Besserwisser verschrien (das kann ich nachvollziehen). Dass die Dänen meinen, sie wären nicht so obrigkeitshörig wie die Deutschen, sehe ich nicht so im Alltag. Sie haben nur andere, vielfach selbstgeschaffene Obrigkeiten. Und wenn man ihnen in den Medien vor etwas Angst macht, reagieren sie wie alle anderen Bevölkerungen.

    • Alexander

      Köstlich liebe Stella! Ich weiß auch nicht, ob ich mich jetzt über das neue McDoo.. bei uns freuen soll (noch mehr Pommes und Vegetarburger) oder nicht. Wohl eher letzteres, habe ich doch das Glück eine wundervolle und um unser gesundes leibliches Wohl bemühte Ehefrau zu haben. Was den Rest angeht, da kann ich dir nur zustimmen. Die Unterschiede sind kleiner, als man meinen möchte.
      Vi snakkes ved!

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