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Weihnachten in Norwegen: God jul!

Weihnachten ist eine Zeit der Freude, der Gemeinschaft und festlicher Traditionen. Bei uns in Norwegen wird das Weihnachtsfest auf eine ganz besondere Art und Weise gefeiert. Überall herrscht eine festliche Atmosphäre und unter einer dicken Schneedecke feiern die Norweger das Fest der Feste: mit anderen Bräuchen und Speisen, die so ganz anders sind. Das norwegische Jul ist ein Fest voller Lichter und magischem Glitzer – drinnen wie draußen in der nordischen Winterwelt.

Norwegisches Weihnachten beschränkt sich nicht nur auf die paar Tage vom 24. bis 26. Dezember. Das traditionelle Jul wurzelt in vorchristlicher Zeit und war mit Tieropfern und heidnischen Sagen verbunden. Jul dauert mehr einen Monat an und ist voller Feierlichkeiten und Bräuche. Und leuchtet teilweise mehrere Wochen ins neue Jahr hinein.

Jul bei den Wikingern – Das norwegische Weihnachten wurzelt im vorchristlichen Julfest.

Lesetipp: Jul – Weihnachten bei den Wikingern


Weihnachten in Norwegen – so feiern die Norweger

Weihnachten nennt man in Norwegen Jul und erstreckt sich über den gesamten Dezember. Mit dem Beginn der Adventszeit werden die Häuser und Straßen der Städte mit Kerzen, Lichtern und traditionellen Weihnachtsdekorationen geschmückt. Das Hochfest im Advent ist Lucia am 13. Dezember. Natürlich gibt es auch in Norweger Nisser, die putzigen Weihnachtswichtel. Bei uns in Fredrikstadt verwandelt sich Gamlebyen in eine gemütliche Weihnachtsstadt, die sich als Filmkulisse eignen würde! Es sieht aus wie das prächtige Rorøs, das viele aus der norwegischen Weihnachtsserie „Hjem til Jul“ (Weihnachten zu Hause).

Gamleby Fredrikstad zur Weihnachtszeit

Wie überall werden auch in Norwegen Advents- und Türkränze gebunden und die Kinder bekommen einen Adventskalender. Im norwegischen Fernsehen wird jeden Tag eine Folge einer Weihnachtsserie gezeigt. Dieses Jahr freuen wir uns jeden Tag auf eine weitere Folge der Fortsetzung von Snøfall (Schneewelt – eine Weihnachtsgeschichte), welches auch schon im deutschen Fernsehen ausgestrahlt worden ist.


Lesetipp: Jul in Gamleby Fredrikstad


Auf den Weihnachtsmärkten werden natürlich auch gebrannte Mandeln angeboten.

Anders als wir es kennen greifen die Norweger zu lilafarbenen Kerzen im Adventskranz, da die Farbe Rot für Weihnachten reserviert ist. Am lille juleaften, dem Tag vor Weihnachten werden die Farben geändert. Nun ist Zeit für die roten Kerzen und reichlich Schmuck am Weihnachtsbaum, der nun aufgestellt wird. Am 23. Dezember werden die letzten Vorbereitungen für den julaften gemacht und viele sehen dem Spaß von Grevinnen og hovmesteren zu. Anders als in Deutschland stolpert Freddie Frinton an Weihnachten über das Tigerfell und prostet Miss Sophie zunehmend lallend zu. Auch in Norwegen gilt „The same procedure as every year!“ Manche essen bereits am lille julaften die julegrøt, um am Heiligen Abend Platz genug für die traditionellen Speisen zu haben. Julegrøt ist ein Getreidebrei, der mit einem kräftigen Klecks Butter, Zucker und Zimt gegessen wird. Die älteste Zubereitungsform ist ein Brei mit geschrotetem Getreide, heute ist es meist gewöhnlicher Milchreis.

Norwegische Weihnachtsgerichte

Die Norwegen schätzen ihre traditionellen Weihnachtsspeisen, die zu diesem festlichen Anlass serviert werden. Eines der meistbekannten Gerichte ist pinnekjøtt. Dabei handelt es sich um gepökeltes und getrocknetes Lammfleisch, das auf gestapelten Holzstäbchen im Topf gedämpft wird. Ein weiteres beliebtes Gericht ist ribbe, ein im Ofen gebratener Schweinebauch, der mit Kraut, Kartoffeln, Sauce, Weihnachtswürsten und Fleischbällchen serviert wird! Ein ziemlich deftiges Essen.

Zum norwegischen Weihnachtsessen gehören auch rakfisk (vergorener Fisch, der mit Zwiebeln, Sauerrahm und Kartoffeln serviert wird) oder lutefisk. Bei dem handelt es sich um einen getrockneten Stockfisch, der in Lauge eingelegt worden ist. Lustigerweise ist diese Lauge in der Putzmittelabteilung zu finden…


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Sollte vom Milchreis etwas übrig geblieben sein, so wird er für das eigentliche Weihnachtsessen mit Sahne aufgeschlagen und zur riskrem, zu der Beerensaucen gegessen wird. Dazu gibt es reichlich Plätzchen, krumkake, pepperkaker und kakemenn.

Auf meinem norwegischen Plätzchenteller liegen selbstgebackene kakemenn (Kuchenmännchen), krumkaker (gerollte Waffelhörnchen), die Reste von den Pfefferkuchenhäusern und ein smultring (Schmalzgebäck).

Norwegische Weihnachtsbräuche

Wie überall in Skandinavien gibt es auch hier nisse, der Weihnachtsmann ist der julenisse. Die kleinen Nisser zaubern ein Lächeln auf die Gesichter der Kinder und treiben kleine Späße in der Weihnachtszeit. Ein schöner Brauch in Norwegen ist der julenek. Dabei handelt es sich um eine Garbe aus Getreide, um den Vögeln eine festliche Leckerei zu bieten. Mit diesem Brauch zeigt sich die Naturverbundenheit der Norweger und er symbolisiert die Hoffnung und Großzügigkeit in der Weihnachtszeit.

Eine liebevolle Weihnachtsgeste mitten im verschneiten Wald in der Nähe unseres Dorfes.

Die Zeit nach Weihnachten heißt romjul und das feiern die Norweger ebenfalls. Es ist eine Zeit, in der die Menschen sich entspannen, die Gesellschaft ihrer Lieben genießen und sich auf das kommende Jahr vorbereiten. Oft werden in dieser Zeit auch Winterwanderungen unternommen oder es werden Spiele und Aktivitäten im Freien veranstaltet, um die frische Luft und die winterliche Landschaft zu erleben.


Lesetipp: Alles über Nisser


Eine neuere Tradition ist es, das im Advent selbstgebackene Pfefferkuchenhaus zu zerschlagen und zu essen, entweder an Weihnachten oder in der darauf folgenden Woche.

Norwegens Weihnachten ist ruhig, besinnlich und unglaublich schön!

Romjul

Die Zeit nach Weihnachten bis Neujahr feiert man in Norwegen ebenfalls. Es ist die Zeit für Entspannung, in der Winterwanderungen, Spiele und Aktivitäten im Freien, um die frische Luft und die winterliche Landschaft zu erleben. Norweger halten sich viel in der Natur auf. Mancherorts gehen zu romjul verkleidete Kinder von Haus zu Haus, um Lieder zu singen und sich kleine Naschereien abzuholen. In Skandinavien ist Weihnachten das Fest der Kinder und der Familie.

Die Weihnachtszeit ist in Norwegen zu einer kleinen Hauptsaison für Reisen geworden. Viele Norweger reisen in hellere und wärmere Länder, um Auszeit von den dunklen Wintertagen zu bekommen.

Dank der sogenannten byttelapper (Umtauschaufkleber) werden nach Weihnachten viele Geschenke umgetauscht: Ist ein erhaltenes Geschenk mit byttelapp versehen, wird es im Geschäft ganz unkompliziert ausgetauscht. Und kein Norweger ist beleidigt, wenn ein Geschenk umgetauscht wird.

God jul og godt nyttår

Nun ist die Zeit gekommen, mich bei meinen Lesern und Leserinnen und Kooperationspartnern zu bedanken. Vielen herzlichen Dank für die Treue und das Interesse an unseren Inhalten.

Wir wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr! Möge das kommende Jahr genauso strahlend und inspirierend sein wie die festlichen Lichter in den norwegischen Fenstern.

God jul og godt nyttår!

Marion und Alexander von

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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